Baar

Im Göbli

2021

Die städtebauliche Idee baut auf einer spezifischen Lesart des Ortes am Schnittpunkt zwischen offener Landschaft und Siedlungsrand auf. Ländliche und städtische Qualitäten liegen hier nahe beisammen. Was diesen Ort ausmacht ist eine hohe bauliche Dichte mit gleichzeitig grossen landschaftlichen Qualitäten. Die sechs Wohnhäuser werden als Weiler verstanden, wie sie im Gebiet zwischen Baar und Zug historisch und bis heute zahlreich anzutreffen sind. Seine Eigenständigkeit gewinnt der Weiler nicht durch eine öffentliche Nutzung oder eine klare Abgrenzung, sondern durch das Schaffen von räumlichen Bezügen unter den Häusern und zur Landschaft. 

Um die Diversität der Aussenräume zu stärken und unterschiedliche Orte zu definieren, werden drei Erschliessungstypen unterschieden. Der «Göbliweg» als öffentliche Querung durch die neue Siedlung und als Verbindung zu den angrenzenden Quartieren. Der breit angelegte Weg entlang der flankierenden Häuser ist kollektiver Vorplatz und zusammen mit den angrenzenden Spielflächen der Treffpunkt im Quartier. Parallel zur Göblistrasse verläuft ein vorgelagerter Weg. Nicht Trottoir, nicht Feldweg erhält er durch seine Ausformulierung und seine Beziehung zu den anliegenden Gebäuden einen eigenen, halböffentlichen Charakter. In dritter Hierarchie stehen die weiteren Fusswege, welche das Wegnetz komplettieren. Sie ordnen sich der Landschaft unter. Wo sie Gebäude erschliessen, gelangt man über kleine Brücken zu den Hauseingängen, was den introvertierten und ländlichen Charakter der Gebäude unterstreicht.

Das Zentrum des neuen Quartiers bildet der «grüne Hof». Diese ruhige Mitte lässt den Siedlungsrand bewusst unscharf und verwebt sich, verstärkt durch die sanft einfliessende Topographie, räumlich mit dem angrenzenden Landschaftsraum. Eingebettet in den grosszügigen Grünraum mit vielfältiger Vegetation liegt eine grosse Wiese, welche in geschnittenem Zustand verschiedene Nutzungen zulässt. 

Die Erfindung eines postmodernen «Weilers» am Siedlungsrand der Stadt Zug liegt auf der Hand! Der Freiraum des neuen Weilers ist naturnah gestaltet und weist eine grosse Habitatvielfalt auf. Pioniergehölzarten, ruderale Vegetation auf Kiesflächen, vielfältige Strauchschichten, alterungsfähige Einzelbäume sowie Baumgruppen und artenreiche Wiesenflächen bilden ein ökologisch wertvolles Geflecht an Lebensräumen und Futterangebot für eine lebendige Fauna.Nussbäume, Kirschen und Eichen sind über die weiten Wiesenflächen gestreut und verdichten sich zur Hofmitte zu grösseren Baumhecken und Baumgruppen. Entlang der Wasserläufe herrschen Arten wie Weiden und Pappeln, umsäumt von ufernahen Straucharten und Hochstauden vor. Kontrastierend dazu gesellen sich farbenfrohe und von natürlichen Rinnsalen in der offenen Landschaft charakterisierten Pflanzengesellschaften hervorgerufene Bilder, die Zusammensetzung der Begleitpflanzung in den Gebäudevorzonen entlang der Göblistrasse, setzen einen gezielten Kontrast zur inneren Welt und repräsentieren die Siedlung gegen aussen. 

Die Gestaltung der Freiräume nimmt das Konzept der Blau-Grünen Infrastruktur auf. Die Oberflächenentwässerung und das anfallende Dachwasser wird, inspiriert von natürlichen Auen- und Riedflächen in kleine naturnahen Wasserläufen, entlang der Gebäude geführt. Die Wasserläufe weiten sich immer wieder zu kleinen Teichen auf, um neben der Versickerung auch Verdunstung und somit wechselfeuchte Standorte entstehen zu lassen. Die Verdunstung wirkt kühlend und temperaturregulierend. Durch die Versickerung werden die Grundwasserspeicher angereichert und gleichzeitig die Kanalisation entlastet.