Wässermatten

Büroausflug 2024

Die Wässermatten im Oberaargau sind die letzten Reste einer ehemals im Mittelland der Schweiz verbreiteten Kulturform der genossenschaftlichen Wiesenbewässerung und Düngung. Sie sind für weite Teile des früheren Kulturlandes typisch. Am besten sind sie heute noch in den Flusstälern der Langeten, Önz und Rot ausgebildet. Der Ursprung lässt sich bis ins 9. Jahrhundert verfolgen. Ihr Entstehen geht hauptsächlich auf Meliorationen im 13. Jahrhundert der Zisterzienser Mönche vom Kloster St. Urban zurück. 

Die Wässermatten waren früher wertvolles Kulturland. Das Wiesland wurde drei bis viermal bewässert. Im Frühling, nach dem Einbringen von Heu und Emd im Sommer bzw. Spätherbst. Dank der mitgeschwemmten Schwebstoffe wurde es gleichzeitig gedüngt. Die Bewässerung erfolgte traditionell gemäss Grundbucheinträgen, verbrieften Wasserrechten, Reglementen und Kehrordnungen. Die Hauptgräben und Brütschen wurden von der Wässermatten-Genossenschaft im Gemeinwerk und die Seitengräben mit den dazugehörigen Anlagen von den jeweiligen Bewirtschaftern unterhalten. Der Uferschutz ist bis heute teilweise Aufgabe der Anstösser.

Die Wässermatten sind nicht nur wegen ihrer Schönheit und Eigenart eine schützenswerte Landschaft. Die Meliorationsanlagen sind auch ein wertvolles kulturhistorisches Denkmal, das von einer jahrhundertelangen Tradition zeugt. Die Anbauschlacht im Zweiten Weltkrieg, der Intensivanbau, die Mechanisierung und der Kunstdüngereinsatz haben das Weiterbestehen der Wässermatten bedroht. Von den ehemals rund 700 Hektaren im Langetental waren 1980 kaum ein Zehntel übrig geblieben.

1992 entstand die «Wässermatten-Stiftung». Sie hat seither mit 60 Wässerbauern Bewirtschaftungsverträge abgeschlossen. Aus dem Zinsertrag des Stiftungskapitals entschädigt die Stiftung die Bewirtschafter für ihre Leistungen und den Minderertrag. Durch diese Form des integralen Landschaftsschutzes wird sowohl das Gebiet der Wässermatten als auch die damit verbundene Nutzungsart der Bewässerungswirtschaft erhalten.

Seit 2023 gehören die Wässermatten im Oberaargau dem «Immateriellen UNESCO Kulturerbe» an.

Langenthal. Erhöhte Gehsteige zum Schutz vor Hochwasser.